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Die Stein-Schere-Papier-Verhandlung von Alex




Ich habe ein Praktikum absolviert, bei dem sie einen festen Lohn von 1000 pro Monat für Praktikanten zahlen, und das war nicht verhandelbar. Es war jedoch mein Traumjob nach dem Studium, und sie haben mir eine Aussicht auf eine Festanstellung gegeben. Nach einem halben Jahr habe ich tatsächlich eine Festanstellung bekommen. Mein Chef war geschickt im Verhandeln und meinte, obwohl ich gut arbeite, könnte ich noch nicht eigenständig Projekte leiten. Als Übergang schlug er eine Stelle als Design-Assistenz vor, mit einem kleinen Gehalt. Trotzdem wollte ich unbedingt bleiben.


Ich habe mich darauf eingelassen und nach einer Weile begonnen, eigene Projekte und Kunden zu übernehmen. Nach etwa einem halben Jahr fand ich heraus, dass ich eigentlich mehr verdienen sollte. Ich begann Arbeitskollegen nach ihren Löhnen zu fragen, manchmal als wir ausserhalb essen gingen oder im Büro, wenn der Chef gerade abwesend war. Die Reaktionen der Leute waren unterschiedlich, einige waren sehr offen und haben mir direkt gesagt, wie viel sie verdienen. Andere waren weniger direkt und meinten, sie können es mir schon sagen, aber sie würden das an einem anderen Ort machen. Eine Person wollte es mir nicht sagen. Es stellte sich heraus, dass eine Kollegin fast das Doppelte verdiente, obwohl diese Kollegin nicht so gut in ihrem Job war. Ich schätzte dann meine Leistung im Vergleich zu Kollegen ein und überlegte, was für meine Arbeit fair wäre. Während einer weiteren Diskussion mit meinem Chef verglich ich mich oft mit dieser Kollegin, um meine Leistung und Verdienst zu betonen. Es ging mir nicht einmal darum, einfach mehr Geld zu bekommen, sondern fair zu entlohnt zu werden und die angemessene Wertschätzung zu bekommen.


Mein Chef gestand, dass sie nicht so produktiv ist wie ich, und schlug eine kleine Erhöhung vor. Die Argumentation zog sich in die Länge, aber dann einigten wir uns schliesslich, obwohl beide nicht ganz zufrieden waren.


Das Lustige war am Schluss, dass er fragte, ab wann der neue Vertrag gelten sollte. Ich schlug vor, ab nächsten Monat, er wollte aber die Änderung auf den folgenden Monat legen. Das machte für mich einen Unterschied von 1000 CHF. Ich hatte eine Kurzschlussreaktion und bot ihm an, die Frage mit Stein, Schere, Papier zu lösen. Leider verlor ich. Wir fanden das beide amüsant und entschieden uns, die Erhöhung ab nächsten Monat durchzuführen.

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